Zum Inhalt der Seite springen

#21 Die Paranuss

Ich bin eine Paranuss!

Heimat und Verbreitung

Mit der Paranuss holen wir uns ein Stück Regenwald nach Hause. Die Paranuss kommt aus dem Amazonas-Regenwald in Südamerika. Der Baum wächst ausschließlich wild im Regenwald in Brasilien, Bolivien und Peru.

Paranussbäume lassen sich nicht in Plantagen kultivieren, denn sie leben in Symbiose mit den wild lebenden Prachtbienen (Euglossini), die als einzige Insektenart die Blüten bestäuben können. Da die Bienen sehr scheu sind und keine großen Populationen bilden, können sie nicht auf Plantagen eingesetzt werden. Auch für die Aussaat hat die Paranuss einen speziellen Helfer: Das Aguti ist das einzige Tier, dass die harte Paranussschale knacken kann. Es vergräbt die Nüsse als Vorrat und vergisst sie dann zum Teil wieder. So wachsen neue Paranussbäume. Diese Symbiose entsteht nur in einem intakten Ökosystem, also im naturbelassenen Regenwald.

Der Paranussbaum und seine Früchte

Der Paranussbaum wird bis zu 60 Meter hoch und kommt ausschließlich im subtropischen Amazonasgebiet vor. Der Baum wächst sehr langsam: Bis zur ersten Blüte dauert es rund 12 Jahre, bis zur ersten Nussfrucht ganze 18 Jahre. Die Prachtbiene ist als einzige Tierart stark und groß genug, um sich ihren Weg durch die schweren Blütenblätter zu bahnen und die darunterliegenden Blütenpollen zu befruchten. Die Weiterverbreitung der Nüsse übernimmt das im Regenwald heimische Aguti.

In jeder Nussfrucht, die vom Aussehen an eine Kokosnuss erinnert, verstecken sich bis zu 20 dreieckige Nüsse, die von einer harten Schale umgeben sind. Einmal jährlich in der Regenzeit zwischen Dezember und März fallen die Nussfrüchte zu Boden und können gesammelt werden. 

Ernte und Verarbeitung

Da Paranussbäume wild im Regenwald wachsen, ist das Sammeln der Nussfrüchte sehr aufwendig. Die „Castanieros“, wie die Sammler*innen genannt werden, können nur einmal jährlich in der Regenzeit mit Hilfe einer Machete zu den Bäumen gelangen, um die Nüsse aufzusammeln. Nach dem Sammeln der großen Nüsse werden die Nusskerne aus der Nussfrucht gelöst und zu einer Sammelstation gebracht. Von dort geht es weiter zum Wiegen und Trocknen.

In einer Fabrik werden die Nüsse nun von Hand geknackt und im Ofen auf 80°C erhitzt, um Pilze und Bakterien abzutöten und den Feuchtigkeitsgehalt zu senken. Dadurch sind sie weniger anfällig für Schimmel.

Wissenswertes für Zukunftsgestalter

# Regenwald

Der Paranussbaum ist die wirtschaftlich bedeutendste Pflanze im Amazonasbecken. Die Paranuss sichert der Bevölkerung einen Großteil ihres Jahreseinkommens, über 6.000 Großfamilienhaushalte leben alleine von der Wildernte. Als Grundlage ihres Einkommens haben die Bolivianer selbst dadurch die größte Motivation, den Regelwald zu schützen und das Ökosystem zu erhalten. Und der Schutz des Regenwaldes ist für uns ALLE sehr wichtig! Die Castanieros in Bolivien leisten ihren Beitrag – aber auch wir können den Regenwald schützen:

Tolle Info-Seiten zum Regenwald für Kinder:
https://www.regenwald-schuetzen.org/kids
https://www.abenteuer-regenwald.de/

Bildungsmaterial für Kita und Grundschule:
https://www.regenwald-schuetzen.org/unterricht/bildungsmaterial-bestellen

# Fairer Handel

Bolivien zählt zu den wirtschaftlich schwächer entwickelten Ländern. Fast die Hälfte der Bevölkerung leben unter der nationalen Armutsgrenze. Da in den Regenwald-Schutzgebieten, wo Paranüsse wachsen, keine Landwirtschaft im größeren Stil erlaubt ist, sind die Paranussernte und -verarbeitung für viele Menschen dort die einzige Einnahmequelle. Der Preis, der üblicherweise für Paranüsse gezahlt wird, hängt jedoch von den schwankenden Weltmarktpreisen für andere Nüsse ab. 

Das Einkommen der Sammler*innen stark von der Witterung abhängig. So erschweren die heftigen Regenfälle in der Erntezeit sowohl das Arbeiten im Wald als auch den Abtransport, da auf den unbefestigten Straßen mit größeren Fahrzeugen häufig kein Durchkommen ist. Gelangen die Nüsse nicht schnell genug zur Trocknung, bildet sich Schimmel in den Nusskernen, der sie nach wenigen Tagen ungenießbar macht. Da die Nüsse erst am Umschlagplatz bezahlt werden, können durch Starkregen hohe Ernteausfälle entstehen. Daher ist es für die Sammler*innen essentiell, sich in einer Fairtrade-Kooperative zusammenzuschließen.

# Gesundheit

Paranüsse schmecken lecker und sind auch wahre Nährstoffbomben: Sie sind reich an Vitaminen, Mineralien, ungesättigten Fettsäuren und Proteinen, unter anderem Kalzium, Kalium und reichlich B-Vitamine. Bekannt sind die Nüsse für ihren hohen Gehalt an Selen, der sich jedoch abhängig von den Böden, auf dem die Bäume wachsen, unterscheidet. Dieses Spurenelement ist wichtig für die Abwehr von freien Radikalen, stärkt die körpereigenen Abwehrkräfte und damit dein ganzes Immunsystem.

# Knack die Nuss – Weltreise: Zwischenstopp Bolivien

Bolivien liegt im Westen von Südamerika. Bolivien ist ein Binnenstaat, d.h. das Land hat keinen Zugang zum Meer. Man kann in Bolivien zwei große Landschaften unterscheiden: Im Westen liegen die Berge der Anden, im Osten das Tiefland. In Bolivien leben viele Menschen in Armut. Oft arbeiten auch Kinder, um ihre Familien zu unterstützen.

Informationen über das Leben und den Alltag der Kinder in Bolivien
 

Ideen für Zukunftsgestalter

# Spiel aus Bolivien: „König der Steine“

Für 2 – 6 Kinder ab 2 Jahren.
Jedes Kind hat mehrere, unterschiedlich große Steine und diese werden nach und nach zu einem Berg aufgeschichtet.  Wenn ein Stein wieder herunterfällt, ist das nächste Kind an der Reihe. Der letzte Spieler, der es schafft, einen Stein aufzulegen, ist der König der Steine.

Unser Tipp: SOS-Kinderdörfer „Spiele aus aller Welt“ http://www.grubbemedia.de/web/programm/spiele/edition-sos-kinderdoerfer-spiele-aus-aller-welt/cachinas-lasst-sie-rollen-die-schoensten-murmelspiele

 

# Geschichte, die uns inspiriert, den Regenwald und den Planeten zu schützen

Die Geschichte des Kolibris, wie Wangari Maathai* sie erzählt hat

Eines Tages brach im Wald ein großes Feuer aus, das alles zu vernichten drohte. Die Tiere des Waldes rannten hinaus und starrten wie gelähmt auf die brennenden Bäume.
Nur ein kleiner Kolibri sagte sich: „Ich muss etwas gegen das Feuer unternehmen.“ Er flog zum nächsten Fluss, nahm einen Tropfen Wasser in seinen Schnabel und ließ den Tropfen über dem Feuer fallen. Dann flog er zurück, nahm den nächsten Tropfen und so fort.
All die anderen Tiere, viel größer als er, wie der Elefant mit seinem langen Rüssel, könnten viel mehr Wasser tragen, aber all diese Tiere standen hilflos vor der Feuerwand.
Und sie sagten zum Kolibri: „Was denkst du, dass du tun kannst? Du bist viel zu klein. Das Feuer ist zu groß. Deine Flügel sind zu klein und dein Schnabel ist so schmal, dass du jeweils nur einen Tropfen Wasser mitnehmen kannst.“
Aber als sie weiter versuchten, ihn zu entmutigten, drehte er sich um und erklärte ihnen, ohne Zeit zu verlieren: „Ich tue das, was ich kann. Ich tue mein Bestes.“

*Wangari Maathai, kenianische Professorin, Wissenschaftlerin, Politikerin erhielt 2004 als erste afrikanische Frau den Friedensnobelpreis. Gemeinsam mit vielen afrikanischen Frauen pflanzte sie zum Schutz vor Erosion in Kenia einige Millionen Bäume in Afrika. Sie wurde auch „Mutter der Bäume genannt“.

# Weitere Infos

# Quellenangaben

Spiel aus Bolivien: http://www.wilabonn.de/images/PDFs/Kita_Global/50-Spiele-aus-aller-Welt_Broschre.pdf

# Fotonachweise

Paranussblüte: Wikipedia

Alle anderen Bilder: Hylea Group